Regionale Resilienz. Für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung

"Resilienz" ist die "neue Nachhaltigkeit" -- meinen manche. Das stimmt sicher, wenn man seine Popularität, die Hoffnungen, die sich darum ranken, aber dann auch die Beliebigkeit und den semantischen Missbrauch betrachtet, der mit dem Begriff nicht selten betrieben wird. Der vorliegende Schwerpunkt schaut genau hin, was sich hinter dem Schlagwort verbirgt und welchen "Mehrwert" der Begriff abwirft, wenn man Klarheit über aktuelle Problematik und alternative Wege einer zukunftsfähigen Entwicklung gewinnen möchte. Er startet mit einer Kritik expansiv-moderner Entwicklung angesichts von Peak Oil und Klimawandel. Er lotet aus, was "regionale Resilienz" dem als neues Paradigma entgegenzusetzen hat -- wenn man die Spreu vom Weizen trennt. Und er stellt dann auch noch eine Reihe konkreter, gelebter Beispiele vor, an denen deutlich werden sollte, was mit regionaler Resilienz verbunden und letztlich auch gewonnen ist -- nämlich Zukunft. Im Folgenden sehen Sie die eingestellten Artikel im Überblick -- beginnend mit einer eher theoretisch-konzeptiven Auseinandersetzung mit der Thematik, und gefolgt von einzelnen Fallstudien. Um sie zu lesen, klicken Sie einfach auf den jeweiligen Titel.
  • Transition Town Totnes

    Transition Town Totnes Totnes ist der historische Ausgangspunkt der globalen Transition-Bewegung und zugleich so etwas wie ihre „Hauptstadt“. Am Beispiel der „Transition Town Totnes (TTT)“ lassen sich Vision und zentrale Elemente der Transition-Bewegung – das REconomy Project, die Economic Evaluations und Blueprints, Transition Enterprises, eine gut eingeführte Lokalwährung, eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Stakeholdern und auf dieser Basis die Entwicklung zahlreicher Projekte mit dem übergreifenden Ziel einer Relokalisierung der Wirtschaft und damit regionaler Resilienz – in ihrem Zusammenspiel am besten darstellen. TTT steht hier damit stellvertretend als „Testfall“ für die Transition-Bewegung.
  • Regionale Resilienz. Neues Paradigma für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung [Projektbericht]

    titelblatt

    In einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt hat sich das ImZuWi-ForscherInnenteam zum Ziel gesetzt, den aktuellen Diskussionsstand in der Auseinandersetzung mit dem Thema „regionale Resilienz“ kritisch zu dokumentieren, Besonderheit und „Mehrwert“ des Begriffs für Forschung und Praxis zu verdeutlichen und daraus ggf. Perspektiven und Elemente für die Regionalpolitik abzuleiten. Es handelt sich damit um eine erste Bestandsaufnahme, die sich mit Notwendigkeit und Möglichkeit regionaler Resilienz als Konzept und Strategie kritisch auseinandersetzt.
    Ende Sommer/Anfang Herbst erscheint eine überarbeitete Version des Projektberichts als Buch -- Details dazu in Kürze! Einstweilen verweisen wir auf unseren Themenschwerpunkt "Regionale Resilienz". Neben kritisch-konzeptiven Fragen zur aktuellen Debatte stellen wir darin auch eine Reihe konkreter Beispiele vor, die sich von der Idee regionaler Resilienz -- verstanden als Relokalisierung wirtschaftlichen Handelns als Vorausetzung und Hebel für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung -- leiten lassen.

  • Cittaslow

    CittaSlow Logo
    Cittaslow ist eine Mitgliedschaftsorganisation für kleine und mittlere Städte, deren Ziel die Unterstützung und der Erhalt regionaler Wirtschaftskreisläufe, regionaler Produkte und regionaler Kulturlandschaften ist. Dem Aussterben ländlicher Regionen soll durch die Bewahrung traditioneller Herstellungsverfahren sowie die Förderung lokaler Produktionsabläufe, kurzer Transportwege und der Direktvermarktung entgegengewirkt werden. Die Organisation versucht den Menschen den Wert ländlicher Regionen und kleiner Städte näher zu bringen, in denen kleinteilige lokale Ökonomien Regionalbewusstsein und Gemeinschaft stärken.
  • Virgen

    Virgen In der Gemeinde Virgen wurden die Bürger seit den 90er Jahren wiederholt durch Abstimmungen in politische Prozesse eingebunden, wodurch ein großes Bürger-Engagement entstanden ist. Der Gemeinde ist es gelungen, entgegen dem allgemeinen Trend die Nahversorgung zu verbessern (Betriebsansiedlungen und -erhaltung), die Abwanderung zu stoppen, die Direktvermarktung und Verarbeitung der vor Ort produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu fördern, den Selbstversorgungsgrad an Strom und Wärme zu erhöhen, eine kleinteilige Kulturlandschaft zu bewahren sowie das Dorf- und Landschaftsbild zu verschönern. All dies geschah unter Einbeziehung der Bürger, die ehrenamtlich in Arbeitsgruppen Positionen erarbeitet und vorgestellt, Abstimmungen vorbereitet und Projekte aktiv umgesetzt haben.
  • Solidarische Textilkette Nordhessen

    NordhessenMit dem Aufbau einer regionalen, solidarischen, selbstverwalteten Produktionskette soll in Nordhessen ökologische Kleidung aus Flachs, Hanf und Brennnesseln für die Menschen in der Region hergestellt werden. Vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb und Verkauf sollen alle Prozesse und damit die gesamte Wertschöpfung in der Region gehalten werden. Die übergeordneten Ziele der Initiatoren sind die umweltverträgliche Produktion eines notwendigen Gutes, der Aufbau einer nachhaltigen und gerechten Produktionskette, die Stärkung der regionalen Ökonomie sowie die Verringerung der Fremdabhängigkeit.
  • Regional-biologische Schulverpflegung im Schwalm-Eder-Kreis

    Regiogelder
    Im Schwalm-Eder-Kreis wurden ökologisch arbeitende Erzeuger, Verarbeitungsbetriebe, Großküchen und Schulen vernetzt, um an Ganztagsschulen regional produzierte Bio-Kost anzubieten. Hierdurch wurden regionale Betriebe an der Wertschöpfung beteiligt, regionale Kooperationen geschaffen, Arbeitsplätze in der Region gehalten und der Öko-Landbau gefördert. Kombiniert wurde dies mit Schulprojektwochen auf Biobauernhöfen, in denen Kinder erleben, woher ihre Nahrungsmittel stammen und wer sie für sie produziert hat. Das Projekt zeigt, dass Regionalpolitik mit wenig Aufwand zur Belebung sozialer Strukturen und Regionalisierung beitragen kann.
  • Die Regionalwert AG

    RegiogelderDie demokratisch organisierte Regionalwert AG emittiert Aktien an Bürger, beteiligt sich mit dem Geld als stiller Teilhaber an Biobauernhöfen, Bioverarbeitungsbetrieben, Biogastronomen und Biohändlern, um diese zu erhalten sowie weiterzuentwickeln, und gründet neue Betriebe. Neben der Finanzierung erhalten die Betriebe Beratung in rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen und sie bilden ein gemeinsames Netzwerk. Das Ziel ist die Stärkung der regionalen Selbstversorgung mit ökologischen Lebensmitteln. Aufgrund der Beteiligung von Produzenten, Verarbeitern und Vermarktern wird eine regionale Wertschöpfungskette geschaffen, unabhängig von den großen Handelsketten. Das Ziel ist die Ernährungssouveränität der Bevölkerung in überschaubaren regionalen Wirtschaftsräumen.
  • Regiogeld

    Regiogelder
    Regiogeld erhält aufgrund der regionalen Bindung im jeweiligen Verbreitungssystem die Kaufkraft dort, wo die Produkte und Dienstleistungen entstehen. Positive Nebeneffekte sind, dass durch kürzere Transportwege die Umwelt entlastet wird, Wertschöpfungsketten verkürzt und die Kapitalbindung der Unternehmen verringert werden. Die Stärkung der Region steht bei Regionalwährungen ebenso im Vordergrund wie die Verbesserung der Transparenz bezüglich der Preisbildung. Das Bewusstsein der Menschen für die regionale Ökonomie und ihren Wert wird durch Regiogeld gefördert und gestärkt.
  • SonnenZeit – Wirtschaft für ein gutes Leben

    SonnenZeit Logo
    Die Initiative "SonnenZeit - Wirtschaft für ein gutes Leben" kombiniert eine regionale Produzenten-Verbraucher-Gemeinschaft mit einer Regionalwährung und einem ausgabenbezogenen Grundeinkommen. Es handelt sich um ein innovatives Modell eines regionalen Wirtschaftskreislaufs, das geeignet ist a) Bedürfnisse regional zu befriedigen, b) regionale Wertschöpfungsketten zu stärken und zu schließen, c) durch regionale Geldschöpfung und ein ausgabenbezogenes Grundeinkommen ein "gutes Leben" zu ermöglichen und d) solidarische und partizipative Interaktionsformen und damit regionale Verantwortung zu fördern. Darüber hinaus ist es ein interessantes Modell für Gemeinden, um wichtige und wünschbare Investitionen über einen zweiten Geldkreislauf zu finanzieren.
  • Tagwerk Verbraucher- und Erzeugergenossenschaft eG

    Tagwerk Logo
    Tagwerk eG zählt heute zu den größten Verbraucher- und Erzeugergenossenschaften Deutschlands. Im Mittelpunkt stehen dabei die regionale Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln. Der Aufbau regionaler Wertschöpfung sichert und schafft Jobs in der Region und reduziert durch kurze Transportwege ökologische Folgelasten.
  • Die Evergreen Cooperatives in Cleveland, Ohio

    Evergreen cooperatives Logo Die Evergreen Cooperatives sind eine top-down-Initiative der öffentlichen Hand in Kooperation mit anderen öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Institutionen in der Gemeinde. Im Mittelpunkt der Regionalentwicklungs-Strategie steht dabei die Umleitung öffentlicher Investitionen in die Schaffung von Genossenschaften. Die Initiative zielt darauf ab, regionale Arbeitsplätze zu schaffen und langfristig zu erhalten. Weitere Ziele sind die Stärkung der Kaufkraft in der Stadt und der Nachfrage nach regional erzeugten Gütern und Dienstleistungen. Eine besondere Rolle in dieser Strategie nehmen dabei auch jene Institutionen ein, die die Nachfrage nach den in den Genossenschaften bereitgestellten Gütern und Dienstleistungen sicherstellen.
     
  • Buschberghof in Fuhlenhagen bei Hamburg

     

    Der Buschberghof nahe Hamburg ist der älteste CSA-Betrieb in Deutschland und stellt ein interessantes Beispiel zukunftsfähigen Wirtschaftens dar. Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass sich eine Gruppe von Menschen zusammenfindet, um gemeinsam einen landwirtschaftlichen Betrieb zu finanzieren und sich dafür die gesamte Ernte zu teilen. Die aktiven Landwirte legen zu Beginn eines jeden Jahres ihre Kalkulation offen (fairer Lohn, Kosten für Betriebsmittel, notwendige Investitionen …) und die Gruppe der NutznießerInnen finanziert entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten den Betrieb des Hofes. Im Gegenzug bekommen sie das was durch den bäuerlichen Betrieb auf verantwortungsbewusste Weise hergestellt wird (Brot, Saisongemüse, Obst, Honig, Fleisch, Milchprodukte, Eier …). Beide Akteure (aktive LandwirtInnen und Nicht-aktive-LandwirtInnen) tragen gemeinsam Sorge für eine Produktionsweise, welche die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht und nicht zerstört, sie schenken sich in solidarischem Geist das zum Leben Notwendige. Die Beziehung zwischen Geld und Produkten ist aufgelöst, ebenso die Beziehung zwischen Produzent und anonymem Markt.

  • Schwalm-Eder-Kreis

    Zwischen den Jahren 2004 bis 2006 finanzierte die Deutsche Bundesregierung im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau das Konzept „Regional-biologische Schulverpflegung im Schwalm-Eder-Kreis“. Auftragnehmer war das Fachgebiet Landnutzung und regionale Agrarpolitik der Universität Kassel. Das Vorhaben wurde vergeben mit der Zielsetzung, Erkenntnisse und Erfahrungen für die spezifischen Versorgungsbedingungen ländlicher Regionen zu sammeln und übertragbare Ergebnisse zu dokumentieren. Im Schwalm-Eder-Kreis wurden im Rahmen des Konzepts landwirtschaftliche Biobetriebe mit Direktvermarktungs-Schwerpunkt, Verarbeitungs- und Großküchenbetriebe mit sozialer Ausrichtung sowie aufgeschlossene Schulen verknüpft, um an Ganztagsschulen regional produzierte Bio-Kost anzubieten. Das Vorhaben wurde zunächst an Modellschulen realisiert und im zweiten Schritt breitenwirksam auf den gesamten Landkreis ausgeweitet.

  • Hanffaser Uckermark eG

    Die Hanffaser Uckermark eG betreibt seit 1996 eine moderne Hanf-Fabrik in Brandenburg. Dort wird auf einer landwirtschaftlichen Fläche von etwa 400 Hektar Faserhanf angebaut und in der eigenen Hanf-Fabrik verarbeitet. Seit Mai 2013 ist Hanffaser Uckermark eine Genossenschaft. Aus dem Rohstoff Hanf werden zahlreiche innovative Produkte gefertigt. Im Rahmen eigener Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden eigene Patente angemeldet, zahlreiche Gebrauchsmuster entwickelt und in die Produktion überführt, außerdem unterhält die Hanf-Faser-Fabrik einen regen Knowhow-Austausch mit Entwicklungspartnern. Das Streben gilt der Weiterentwicklung des Produktionsstandortes, der Weiterentwicklung von Anbau und Verarbeitung von Hanf, der Entwicklung neuer ökologischer Produkte aus Naturfasern, neuer Anwendungsbereiche für textile und technische Weiterverarbeitung. Zur Produktpalette der Hanffaser Uckermark eG gehören unter anderem nachhaltige Baustoffe wie Hanf-Lehm und Hanf-Dämmwolle, die zur Dach-, Fassaden- und Wanddämmung eingesetzt werden.

  • Geno ScOLAR eG

     

    Die Geno ScOLAR eG wurde im Jahre 2011 in Rotenburg a.d.Fulda von 38 Gründungsmitgliedern gegründet und zählt im Jahre 2015 über 140 Mitglieder. Im Jahre 2013 erfolgte die Anmeldung und Zulassung der Geno ScOLAR eG als Energieversorgungsunternehmen. Die Genossenschaft verfolgt das Ziel, einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung in der Region zu leisten und engagiert sich im Bereich der Umweltbildung. Tätigkeitsfelder sind die Entwicklung und der Betrieb von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung sowie die allgemeine Bildungsarbeit zu Klimaschutz und gerechter Verteilung natürlicher Ressourcen.

  • Rhönholzveredler

    Die Rhönholzveredler sind ein regionales Netzwerk für hochwertige Produkte aus heimischem Holz. Mitglieder des Netzwerks sind das Forstamt Hofbieber, zwei Holzbearbeiter (Frohnapfel & Sohn, Post & Dimmerling), zwei Schreinereien (Schramm, Vogler) sowie der Verein Natur- und Lebensraum Rhön. Im Verbund arbeitet das Netzwerk von der Pflege der Waldbestände über den Einschnitt der Stämme bis zur Verarbeitung zum Möbelstück in der Wohnung. Dabei geht es neben einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes um die Stärkung regionaler Strukturen und den Erhalt kleiner Wirtschaftsbetriebe. Das Forstamt Hofbieber pflegt rund 17.000 ha Waldfläche.

  • Ökodorfgemeinschaft Sieben Linden

     

    Bei dem Ökodorf Sieben Linden, in Poppau nähe Magdeburg, handelt es sich um eine Lebens- und Dorfgemeinschaft, die unterschiedliche Wege einer zukunftsfähigen Lebensweise gemeinschaftlich entwickelt und erprobt. Die Idee eines selbstversorgenden und ökologischen Dorfes entstand 1989 innerhalb einer kleinen Gruppe von ÖkodorfinteressentInnen. Von anfänglich 20 PionierInnen ist das Ökodorf Sieben Linden mittlerweile auf 140 Menschen angewachsen (100 Erwachsene und 40 Kinder im Alter von 0-74 Jahren). Die Vision der DorfbewohnerInnen von Sieben Linden ist es, eine sozial und ökologisch ausgerichtete Siedlung aufzubauen.